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Vorlesen in der Kita: 4 Tipps für Erzieher
- 14. September 2016
- Posted by: admin
- Category: Allgemein

Wenn das Vorlesen unangenehm ist
Habt ihr das auch erlebt? In meiner beruflichen Praxis habe ich den Eindruck, dass einigen Kollegen das Vorlesen unangenehm ist. Sie vermeiden es Kindern vorzulesen. Auch Eltern äußerten ihren Unmut, ihren Kindern etwas vorzulesen, mit der Begründung, nicht gut genug lesen zu können.
„Vorleseangst“ wird oft in Verbindung mit Grundschülern oder Jugendlichen thematisiert. Betroffen sind jedoch Menschen in jeder Altersspanne. Erzieher haben bedingt durch ihren Beruf die Aufgabe, Kindern Bücher näher zu bringen und Eltern für das Thema zu sensibilisieren. Schriftspracherwerb beginnt im frühesten Kindesalter und sollte nicht in den Hintergrund geraten. Nachfolgend habe ich 4 Tipps aufgeführt, wie die „Vorleseangst“ überwunden werden kann.
Tipp 1: Benutze das Buch als Medium
Dabei ist das reine Vorlesen an sich nicht von so hoher Bedeutung. Vielmehr der Bezug zu den jeweiligen Büchern und Geschichten sollte in den Focus treten. Wem das Vorlesen unangenehm ist, der kann sich das Buch vorab allein durchlesen/anschauen und sich Kenntnisse über den Inhalt und den Ablauf der Geschichte machen. In der jeweiligen Situation braucht die Erzieherin nicht direkt zu lesen. Ihre Stimme, Mimik und Gestik sind entscheidend. Oft reicht es einzelne Wörter zu betonen, laut und leise zu sprechen oder zu flüstern.Große Augen machen, das Gesicht verziehen und mit „Lautmalerei“ Bsp.: (Auto – Brummen , Biene-Summen) ergänzen. Mit ihrer Stimme regelt sie die Spannung – Entspannung zum Buch.
Tipp 2: Sensibilisiere Kollegen und Eltern für das Thema
Auch Eltern die unter Analphabetismus leiden oder ihr unbehagen äußern, brauchen besondere Beratung. Es ist wichtig ihnen die Vorteile von Büchern zu benennen und sie für das Thema zu sensibilisieren. Sie können erzählen was sie auf der jeweiligen Seite im Buch sehen, ohne lesen zu müssen/ können.
Kinder werden mit offenen Fragen sehr aktiv zur Sprache angeregt und können mit Unterstützung selbst ein Buch vorstellen. Wer? Was? Wo? Wie? Weshalb? Sind offene Fragen. Eltern mit „Leseangst“ sollten darauf hingewiesen werden.
Tipp 3: Integriere Bücher in den täglichen Alltag
Teamsitzungen und Projektplanungen eignen sich super um das Thema Bücher aufzugreifen. Reflektiere mit deinem Team, welcher „Büchergeist“ in der Kita herrscht. Fragen die im Team gestellt werden können sind zum Beispiel: Wie gehen die Kinder mit den Büchern um?, Wie oft werden Bücher gelesen? Wie gehen Erzieher mit den Büchern um? Haben die Geschichten Einfluss auf das Spielverhalten der Kinder? Sind die Bücher kindgerecht? Sind die Bücher der jeweiligen Entwicklungsspanne erreichbar für jedes Kind? Gibt es Ruhezonen, um ausreichend Raum und Zeit für ein Buch zu haben, etc.
Tipp 4: Plane und gestalte mit deinen Kollegen einen Elternabend
Zu dem Thema „Bücher sind wichtig“ kannst du einen Elternabend planen.
Ein guter Einstieg in den Elternabend wäre eine kurze Buchvorstellung der Eltern. Das muss allerdings gut vorbereitet sein. In der Einladung könnte dann stehen, dass jedes Elternteil gebeten wird, ein Buch aus Kindheitstagen mitzubringen. Vielleicht sogar das Lieblingsbuch, von dem man selbst nie genug bekommen konnte. Bevor ihr diesen Elternabend durchführt, solltet ihr jedoch auch kritisch hinterfragen, welche Art der Bücherkultur in eurer Kita herrscht.
- Kommen die Kinder jederzeit selbst an die Bücher heran?
- Gibt es einen Rückzugsort, wo Kinder sich intensiv mit dem Buch ihrer Wahl beschäftigen können?
- Werden regelmäßig Bücher vorgelesen?
- Sind die Bücher altersgerecht?
Die Reflektion im Team bezüglich der eigenen Bücherkultur ist wichtig, um den Ist-Stand zu erfassen und zu analysieren. Sie dient allen Kollegen als optimale Vorbereitung, um Eltern über die Bücherkultur im Haus zu informieren und Fragen zu beantworten.
Ablauf des Elternabends
Zum Beginn des Elternabends werden alle Eltern begrüßt. Nach der Begrüßung beginnt die Erzieherin mit ihrer Buchvorstellung („Ich habe das Buch von Astrid Lindgren mitgebracht, weil ich die Geschichten von Pippi Langstrumpf als Kind sehr mochte“). So geht die Buchvorstellung einmal die Runde rum, bis jeder sein Buch präsentiert hat. Dies ist eine gute Methode, um das Thema aufzulockern und die Eltern an Erlebnisse mit Büchern und Geschichten aus ihrer Kindheit zu erinnern.
Nach der Bücherrunde kannst du erläutern, wieso Bücher für Kinder so wichtig sind. Denn: Kinder legen schon in den frühesten Jahren den Grundstein für Schriftspracherwerb. Es bietet sich auch an, eine Diskussionsunde zu eröffnen. In dieser Diskussion kann über die Bücherkultur bei den Kindern zuhause gesprochen werden. Wo stehen die Bücher zu Hause? Kommt das Kind jederzeit selbst an seine Bücher? Wieviele Bücher sind sinnvoll? Hier sollte eine Erzieherin aus der Einrichtung die Rolle des Moderators einnehmen, damit nacheinander gesprochen wird und kein Gesprächswirrwar entsteht.
Im Anschluss können die Erzieher zwei oder drei verschiedene Lesemethoden und Büchervorstellungen praktisch zeigen und den Eltern dadurch Methoden vermitteln, die ihnen dabei helfen Bücher mit ihrem Kind altersgerecht anzuschauen und vorzulesen.
Die Sensibilisierung der Eltern für dieses Thema ist aus meiner Sicht wichtig, da der Umgang mit Büchern Voraussetzung für den Schriftspracherwerb der Kinder ist. Eine gemeinsame Haltung zu dieser Thematik von Kita und Elternhaus, wird sich sichtbar positiv auf die Entwicklung der Kinder auswirken.